Wiederaufbau der Kirchenburg Walldorf nach dem Brand (Foto: Heinrich Frh. von Berlepsch)
Wiederaufbau der Kirchenburg Walldorf nach dem Brand (Foto: Heinrich Frh. von Berlepsch)
Kirchenburg Walldorf
Karte

Kirchgemeinde Walldorf

Pfarrer Heinrich Frh. von Berlepsch
Pfarrgasse 7
98639 Walldorf
T 03693.897144
F 03693.897551
ev.luth.pfarramt.walldorf(at)gmail.com
www.kirchenburg-walldorf.de
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Spenden

für den Wieder­aufbau nach dem Brand 2012
Neben der finanziellen Unterstützung durch den Freistaat Thüringen, die Gemeinde Walldorf und die Kirchengemeinde machen private Spenden den Wiederaufbau der Walldorfer Kirche möglich:
www.kirchenburg-walldorf.de/...

  • Evangelische Kirche
  • Aus einem karolingischen Königshof unter Verwendung des Berings hervorgegangen
  • Abmessungen etwa 150 x 65 m
  • Veränderungen in gotischer und späterer Zeit
  • Ab 1991 umfangreiche Grabungen und Sanierungen
  • Westturm ehemaliger Wehrturm
  • Beeindruckende Lage auf einem Felsen, der im Nordosten, an der flachen Stelle zum Bergrücken, durch ein Bollwerk abgesichert ist
  • Umfangreiche Reste der Kirchhofmauer mit Schießscharten verschiedenster Art, ebenso Rondelltürme
  • Kirchturm und Langhaus ebenfalls sehenswert, letzteres mit Baumeisterkopf
  • 2012 bis auf die Grundmauern niedergebrannt
  • danach Sicherung, archäologische Bodenuntersuchungen und Wiederaufbau unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten (derzeit rekonstruierter Kirchturm, Neuguss der Glocken, Sanierung der Wände, Dachaufbau)

Quelle: Robert Pietschmann "Kirchburgen in Thüringen - Abschnitt 1", 2013

Geschichte

Schon geraume Zeit vor ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 982 in einer Schenkungsurkunde an die Petruskirche zu Aschaffenburg wurde die heute Walldorfer Kirchenburg genannte Anlage als Königshof gegründet. Der aus der Werraaue emporragende Fels eignete sich ideal zum Bau einer Befestigungsanlage. Die Befestigung lag an der Nordgrenze des ehemaligen Frankenreiches am Werraübergang der Handelsstraße von Frankfurt am Main nach Gotha und Erfurt (Frankfurter Straße). Um den Königshof entstand später der Ort Walldorf.
Im Jahr 1008 übernahm das Bistum Würzburg Walldorf mit seinem Burgberg. Die Würzburger bauten die Wehranlage aus und gestalteten sie zur bischöflichen Festung um. Man errichtete eine erste Kapelle, der später eine Kirche folgte. Noch heute sind aus jener Zeit romanische Fensteröffnungen sichtbar. Zur eigentlichen Kirche wurde die Anlage erst im Spätmittelalter.

Das Kirchengebäude "Zu unserer lieben Frauen", wie es früher einmal hieß, wurde in der heutigen äußeren Gestalt 1587 errichtet, 1634 bis auf das Mauerwerk zerstört, und im Zeitraum von 1648 bis 1651 neu hergerichtet. Noch heute finden sich verkohlte Balken aus jener Zeit und vor einigen Jahren sogar ein Verschütteter, gleich hinter dem Torbogen am Eingang der Burganlage.
Aus dem späten Mittelalter stammt wahrscheinlich auch der der ursprünglich als Bergfried einer Burganlage errichtete Turm der Kirche. Die Kirche wurde an die Ostseite des bereits vorhandenen Bergfrieds angebaut, was dazu geführt hat, dass der Hauptraum schief an den Turm angesetzt ist. Möglich, dass dabei die Mauern einer ehemaligen Kemenate benutzt worden sind, obwohl von einem Schloss innerhalb des Festungsvierecks des Kirchhügels nichts berichtet wird. Der hohe Bergfried lässt auf Wohngebäude eines Burgherrn oder eines Ministerialen schließen, nicht nur auf einen befestigten Wirtschaftshof.

Der Burgberg verdankt seine isolierte Lage zum Teil künstlichen Felsarbeiten. Der tiefe Graben an der Nordseite ist ein manuell angelegter Halsgraben. Durch diesen ist das Terrain von der angrenzenden Anhöhe getrennt. Der Aufgang liegt an der Südwestseite. Die Kirche steht fest auf Sandsteinfels, der mit Ringmauern, 5 Bastionstürmen, zahlreichen Schießscharten und Resten des alten Wehrganges immer noch sehr verteidigungsfähig anmutet. Der Fußboden der Kirche liegt 11 m über der Dorfstraße.
Die hohe steinerne Ringmauer, die die Kirche noch heute komplett umfriedet, besitzt 5 Rundtürme und hat eine Höhe von vier bis acht Metern. Die Stärke schwankt zwischen einem und 1,30 Meter. Es finden sich deutliche Spuren von Wehrgängen und verschiedenste Schießscharten, zum Teil in mehreren Stockwerken übereinander. Wie bei Wehranlagen üblich, ist der Eingang so angelegt, dass die ungeschützte Seite der Anstürmenden den Verteidigern zugewandt war. Innerhalb der Mauer besaß jeder Bauernhof einen Gaden, das ist ein Schuppen oder ein kleiner Keller zum Unterbringen der Vorräte in Belagerungszeiten. Auch die großen Keller unter dem Kirchenberg dienten diesem Zweck. Allerdings hat Walldorfs Zufluchtsort nie einen eigenen Brunnen besessen. Durch den mäßigen Verteidigungswert nutzten die Einwohner eher die benachbarte, von den Würzburger Bischöfen errichtete Burg Landeswehre, an dessen Platz heute das Schloss Landsberg (Meiningen) steht.

Am Äußeren der Kirche hinterließen die Kunstepochen Romanik, Gotik und Renaissance ihre Spuren. Man erkennt dies am Grundriss der Kirche, an teilweise zugemauerten romanischen Fenstern und späteren Fensteröffnungen. Auch mehrere An- und Umbauten aus späterer Zeit sind deutlich zu erkennen.
Die Innenausstattung ist einheitlich im Renaissancestil nach 1650 gehalten. Nur der Orgelprospekt ist barock, die Orgel selbst war Neubau von 1963. Im Kircheninneren werden auch Grabsteine und Wappen ehemaliger Patronatsherren aufbewahrt, die zum Teil den 1906 zugemauerten Grüften unter der Kirche entnommen sind. Als weitere Bauten finden sich im 150 Meter langen und 65 Meter breiten Terrain um das Gotteshaus die alte Kirchschule aus dem Jahre 1646, die 1838 vergrößert wurde, sowie drei zusammengefügte Gaden, die einen Eindruck vermitteln können, wie die Walldorfer einst ihre Habseligkeiten vor Räubern und Plünderern zu verbergen pflegten.

Restaurierung seit 1991

Eine umfangreiche Restaurierung der Anlage begann im Jahr 1991 mit einem internationalen Jugendlager und mit örtlichen ABM-Kräften als Bauvorbereitung. Es folgte die Entwässerung der Anlage und eine umfangreiche Wiederherstellung der Wehrmauer, wie auch die statische Sicherung der Hohlräume im Burgberg. Ebenso rettete man die Gaden vor dem völligen Zerfall und sanierte die Kirchschule komplett. Das Kirchendach wurde ersetzt und das Innere der Kirche in den Jahren 2006 und 2007 vollständig saniert. Weitere Erhaltungsmaßnahmen sollen folgen: so die Kirchturmreparatur, die Erneuerung der Orgel und anderes mehr.

Der Brand 2012

Am 3. April 2012, dem Dienstag vor Ostern, zerstörte ein verheerendes Feuer die Walldorfer Kirche inmitten der Burganlage. Über 100 Feuerwehrleute konnten nicht verhindern, dass dabei wertvolles Kulturgut unwiederbringlich verlorenging. Übriggeblieben sind deutlich beschädigte Mauern und fast ausschließlich verkohlte Balken. Der Bau gleicht noch Monate nach dem traumatischen Ereignis einer Ruine. Die Brandursache ist ungeklärt - die Elektrik war neu und Brandstiftung wird durch die Ermittlungsbehörden ausgeschlossen.

Der Wiederaufbau

Der Gemeindekirchenrat beschloss, die Walldorfer Kirchenburg unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wieder aufzubauen. Schon im Juni 2012 wurde die Brandruine beräumt und gesichert. Es wurde eine provisorische Dachabdeckung gesetzt, der Baugrund archäologisch und bauhistorisch untersucht, Planungen für den Wiederaufbau erstellt und ein Ideenwettbewerb für die neue Innengestaltung gestartet.
Seit Mitte 2013 wurde im 1. Bauabschnitt der Kirchturm restauriert, am 11. Oktober die rekonstruierte Turmhaube gesetzt. Im Juli 2014 konnte er in neuer alter Pracht wieder bewundert werden. Zugleich musste der der Bau des Glockenstuhls und Bronzeguss des Geläuts geplant werden, da die alten, "gebrannten" Glocken nicht mehr verwendet werden konnten. Am 29. August 2014 wurden 9 Bronzeglocken in der Glockengießerei Bachert Karlsruhe gegossen, darunter die 4 für die Kirche Walldorf.
Der 2. Bauabschnitt 2014 ist die statisch-konstruktive Sicherung der Mauerwerkswände des Hauptschiffes, des Altarraumes und der Grüfte. Dann bekommt das Hauptschiff einen neuen Dachstuhl (dessen Errichtung inzwischen begonnen wurde) mit einer neuen Dacheindeckung. Es wird also neben der Glockenweihe auch 2014 wieder ein Richtfest geben. Bis Ende des Jahres wollen wir die Rohbauarbeiten abschließen. Parallel dazu gibt es Reparaturarbeiten an der Wehrmauer.
Der dritte Bauabschnitt 2015 beinhaltet den Ausbau der Kirche und die Ausstattung des Kirchenraumes sowie die Gestaltung der Außenanlagen.

Quelle: www.kirchenburg-walldorf.de Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Walldorf

Links

www.facebook.com/... Bilddokumentation zum Brand, dessen Folgen und des Wiederaufbaus der Walldorfer Kirche